Um mal wieder auf die Störche zurückzukommen: Ja, es ist ruhig geworden, aber wenn man genau hinschaut, gibt es eine Menge interessante Dinge zu beobachten:
Wir konnten sehen, dass nach dem Tod der Küken noch eine ganze Weile gebrütet wurde. Das war ein ganz normales Verhalten, denn schließlich sind sie ja aufs Brüten "programmiert". Die Intensität bzw. Kontinuität hat aber von Tag zu Tag nachgelasssen. Zuerst war zwar immer noch ein Brutpartner im Nest, hat aber dann immer größere Pausen beim Brüten gemacht, sprich, er hat immer weniger im Nest gesessen, mehr gestanden. Der Bruttrieb hat also allmählich nachgelassen. Das war dann ganz deutlich zu sehen, als sich beide gleichzeitig vom Nest entfernten.
Nun ist es so, dass beide den ganzen Tag unterwegs sind und sich nur noch zur Nacht auf dem Horst einfinden. Ich habe mal die Archivbilder der letzten Woche verglichen: sie sind von Tag zu Tag früher unterwegs, zuerst noch sporadisch mal am Tage kurz anwesend, nun aber nicht mehr. Abends kommen sie (fast) gleichzeitig zurück. Was ich besonders interessant finde: sie legen sich abends oft beide ins Nest. Das ist während der Jungenaufzucht gar nicht oder nur selten möglich, solange die Jungen noch klein sind - und dann natürlich vor allem, um die Kleinen zu hudern.
Wir konnten also gut beobachten, wie bei beiden Störchen der Bruttrieb abgenommen hat und nun nicht mehr vorhanden ist. Sie sind den ganzen Tag auf den Wiesen unterwegs - wahrscheinlich auch in größerer Entfernung als während der Jungenaufzucht, wenn's sozusagen schnell gehen muss - suchen Futter und wissen ihr sicheres Nachtquartier zu schätzen.
Nun sage noch einer, es gibt nichts zu beobachten. Nur ist es auf den ersten Blick nicht so spektakulär. Aber leider ist ein großer Teil der "Beobachter" so gestrickt, dass nur noch das Unnormale, das Ausgefallene zählt. Da wird nicht weiter nachgedacht, da werden normale Begebenheiten mit den wildesten Fantasien gemischt. Da ist sogar das normale Weiterbrüten auf einem unbefruchteten Ei (bis eben der Bruttrieb abklingt) "ungesund" für die Störche... auweia!
Keine Bange, ich werde das jetzt nicht weiter vertiefen. An dieser Stelle will ich viel lieber DANKE sagen, dass Pitti uns das wunderschöne Kleinod zeigt und uns daran erinnert, dass im Vetschauer Nest schon viele Storchenkinder groß geworden sind. Das gibt uns Hoffnung, auch künftig noch viele gesunde Storchenkinder aufwachsen zu sehen.
In diesem Sinne will ich euch ein kleines Filmchen zeigen von einem Storchenkind, gerade ein paar Stunden alt, beim Kampf mit dem ersten Regenwurm in seinem Leben. Lasst dieses kleine, riesengroße Wunder auf euch wirken; versteht, wie zart und zerbrechlich so ein winziges Wesen ist und was für eine unglaubliche Leistung die Storcheneltern vollbringen, wieviel Glück auch dazugehört, damit aus solchen Winzlingen in kürzester Zeit schöne, große, stolze Störche werden. Und immer und immer wieder müssen wir Menschen daran erinnert werden, welche Rolle wir mit unserer "Zivilisation" und unserem Wahn, die Natur beherrschen zu wollen, dabei spielen...
Hier das
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