Störche auf Rügen
Moderator: Storchenzentrum
- Schleiereule51
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Mit Bestürzung habe ich diese schlechten Nachrichten von unseren Rüganer Störchen gelesen *traurigguck*. Gibt es eine Erklärung für diesen rapiden Rückgang? Würden vielleicht Nisthilfen eine Besserung herbeiführen in Gegenden, wo sich noch keine Störche angesiedelt haben, es aber genügend Futter gäbe? Intensiver Mais- und Rapsanbau trägt ja auch nicht gerade zur Entspannung der Situation bei...
Ich habe heute im Vorbeifahren 2 Störche auf den Wiesen zum Kubitzer Bodden hin gesehen (auf dem Verbindungsweg Rothenkirchen - Drammendorf) ; woher sie sind, weiß ich nicht und wenn beide unterwegs sind, ist es auch kein Brutpaar.
Nach Götemitz fahre ich demnächst mal gucken.
Ich habe heute im Vorbeifahren 2 Störche auf den Wiesen zum Kubitzer Bodden hin gesehen (auf dem Verbindungsweg Rothenkirchen - Drammendorf) ; woher sie sind, weiß ich nicht und wenn beide unterwegs sind, ist es auch kein Brutpaar.
Nach Götemitz fahre ich demnächst mal gucken.
Freundlichst
Schleiereule51
Schleiereule51
Naja, die Ursachen sind vielfältig. Geht vielleicht zu weit, hier ausführlich auf alle möglichen Faktoren einzugehen.
Nur so viel:
Die Reproduktionsrate reicht schlicht vorn und hinten nicht, um alle Verluste an Jungstörchen bis zum Eintritt der Fortpflanzungsphase zumindest auszugleichen.
Bestandstrends zeigen sich immer zuerst in den Randgebieten eines Verbreitungsbereiches, in den suboptimalen Regionen. Diese nämlich profitieren in der Regel vom erwirtschaftenen Nachwuchsüberschuss der Population. Rügen ist nun mal Randgebiet. Die hier geborenen Jungstörche, die in das Fortpflanzungsalter kommen, finden im Binnenland mehr als genug freie, qualitativ mit den Rügener Ecken vergleichbare Reviere. Warum also sollten sie nicht bereits dort bleiben.
Gleichzeitig führt das dazu, dass im Binnenland der Trend erst mal nicht so deutlich auffällt. Erst wenn von hier nichts mehr kommt, was sich dann dort ansiedeln kann, wird der Verlust an Störchen auch in diesen Ecken deutlicher. Ging und geht uns ja schon allein mit den früher so hilfreichen Storchenüberschüssen aus Polen so, die unsere Brfutplätze, die schon lange nicht mehr aus eigener Reproduktion besetzt wurden, nutzten und damit eine halbwegs stabile Population vorgaukelten...
Und der in diesem Jahr wieder massiv eingesetzte Grünlandumbruch verschärft diese Entwicklung wieder...
Nur so viel:
Die Reproduktionsrate reicht schlicht vorn und hinten nicht, um alle Verluste an Jungstörchen bis zum Eintritt der Fortpflanzungsphase zumindest auszugleichen.
Bestandstrends zeigen sich immer zuerst in den Randgebieten eines Verbreitungsbereiches, in den suboptimalen Regionen. Diese nämlich profitieren in der Regel vom erwirtschaftenen Nachwuchsüberschuss der Population. Rügen ist nun mal Randgebiet. Die hier geborenen Jungstörche, die in das Fortpflanzungsalter kommen, finden im Binnenland mehr als genug freie, qualitativ mit den Rügener Ecken vergleichbare Reviere. Warum also sollten sie nicht bereits dort bleiben.
Gleichzeitig führt das dazu, dass im Binnenland der Trend erst mal nicht so deutlich auffällt. Erst wenn von hier nichts mehr kommt, was sich dann dort ansiedeln kann, wird der Verlust an Störchen auch in diesen Ecken deutlicher. Ging und geht uns ja schon allein mit den früher so hilfreichen Storchenüberschüssen aus Polen so, die unsere Brfutplätze, die schon lange nicht mehr aus eigener Reproduktion besetzt wurden, nutzten und damit eine halbwegs stabile Population vorgaukelten...
Und der in diesem Jahr wieder massiv eingesetzte Grünlandumbruch verschärft diese Entwicklung wieder...
- Schleiereule51
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Ostseezeitung vom 26.6.12:
Einbruch der Storchenpopulation auf Rügen
Bergen Die Storchenpopulation auf Rügen erlebt einen dramatischen Einbruch. „Nur die Hälfte der Störche, die noch im vergangenen Jahr auf Rügen zur Brut schritten, kehrten im Frühjahr 2012 auf die Insel zurück“, sagt Rügens „Storchenvater“ und Ornithologe Matthias Bräse, der von einem schlechten Storchenjahr spricht.
Lediglich elf Paare hatten im April mit dem Brutgeschäft begonnen. Dabei lieferten sie sich regelrechte Machtkämpfe um Nester, sagt Bräse. „Wenn wir Glück haben und jetzt alles optimal läuft, können wir 2012 maximal 40 Jungstörche auf Rügen erwarten.“
Herzlichen Dank noch für die Erklärungen @anser! Hoffentlich ist es wenigstens in anderen Regionen besser um die Störche bestellt. Hier kann man wirklich nur von einem Drama sprechen...
Einbruch der Storchenpopulation auf Rügen
Bergen Die Storchenpopulation auf Rügen erlebt einen dramatischen Einbruch. „Nur die Hälfte der Störche, die noch im vergangenen Jahr auf Rügen zur Brut schritten, kehrten im Frühjahr 2012 auf die Insel zurück“, sagt Rügens „Storchenvater“ und Ornithologe Matthias Bräse, der von einem schlechten Storchenjahr spricht.
Lediglich elf Paare hatten im April mit dem Brutgeschäft begonnen. Dabei lieferten sie sich regelrechte Machtkämpfe um Nester, sagt Bräse. „Wenn wir Glück haben und jetzt alles optimal läuft, können wir 2012 maximal 40 Jungstörche auf Rügen erwarten.“
Herzlichen Dank noch für die Erklärungen @anser! Hoffentlich ist es wenigstens in anderen Regionen besser um die Störche bestellt. Hier kann man wirklich nur von einem Drama sprechen...

Freundlichst
Schleiereule51
Schleiereule51
So, ich konnte noch immerhin 15 Jungstörche beringen in diesem Jahr. Das sind zumindest mehr, als ich bei der geringen Brutpaarzahl überhaupt erwarten konnte.
In diesem Jahr habe ich auch erst heute endlich mal einen größeren Storchentrupp auf Rügen beobachten können. Da waren drei beringte Störche dabei, unter anderem ein polnischer Storch, ein Wilhelmshafener Ring und ein Hiddenseering.
Mal sehen, wo die nun tatsächlich herkommen und wie alt die sind. Vermutlich alles noch nicht brutfähige Störche.
Ich hatte im Juli ja schon mal zwei Fremdstörche abgelesen, einen Hiddenseering und einen schwedischen.
Also: es tauchen recht viele fremde Störche auf. Bislang aber konnte sich keiner entschließen in den Folgejahren bei uns hier einen Horst zu besetzen...
In diesem Jahr habe ich auch erst heute endlich mal einen größeren Storchentrupp auf Rügen beobachten können. Da waren drei beringte Störche dabei, unter anderem ein polnischer Storch, ein Wilhelmshafener Ring und ein Hiddenseering.
Mal sehen, wo die nun tatsächlich herkommen und wie alt die sind. Vermutlich alles noch nicht brutfähige Störche.
Ich hatte im Juli ja schon mal zwei Fremdstörche abgelesen, einen Hiddenseering und einen schwedischen.
Also: es tauchen recht viele fremde Störche auf. Bislang aber konnte sich keiner entschließen in den Folgejahren bei uns hier einen Horst zu besetzen...
So, nun bin ich auf nem ziemlich aktuellen Stand der Dinge auf Rügen. Aktuell haben wir 16 sichere Paare, wahrscheinlich gar 17. Interessanterweise sind bei dem Brutpaar in Serams beide Altstörche beringt. Das Männchen wurde 1999 in Ostvorpommern geboren und schon vor einigen Jahren mal in Jarnitz als Brutvogel regsitriert. Danach auch noch mal in Bergen am Bahnübergang. Und jetzt wie gesagt in Serams.
Das Weibchen wurde 2006 von mir in Dolgemost beringt, versuchte vor zwei Jahren in Dumsevitz bei Bergen zu brüten, verlor aber die beiden Jungstörche.
Die jüngste Ansiedlung habe ich nun in Poseritz festgestellt. Auch dort ist das Weibchen beringt. Es wurde 2010 ebenfalls in Ostvorpommern nestjung beringt, ist also noch nicht einmal 3 Jahre alt. Ob es da mit einer Brut schon klappen wird...?
Ja, und dann hatte ich am letzten Wochenende bei Parchtitz 4 Nichtbrüter entdeckt. Auch hier ein beringter Storch, der einen Ring der schweizerischen Vogelwarte Sempach trägt. Was den wohl hierher verschlagen hat...?
Das Weibchen wurde 2006 von mir in Dolgemost beringt, versuchte vor zwei Jahren in Dumsevitz bei Bergen zu brüten, verlor aber die beiden Jungstörche.
Die jüngste Ansiedlung habe ich nun in Poseritz festgestellt. Auch dort ist das Weibchen beringt. Es wurde 2010 ebenfalls in Ostvorpommern nestjung beringt, ist also noch nicht einmal 3 Jahre alt. Ob es da mit einer Brut schon klappen wird...?
Ja, und dann hatte ich am letzten Wochenende bei Parchtitz 4 Nichtbrüter entdeckt. Auch hier ein beringter Storch, der einen Ring der schweizerischen Vogelwarte Sempach trägt. Was den wohl hierher verschlagen hat...?
- Schleiereule51
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Das sind ja hoffnungsvolle und interessante Neuigkeiten! Einen Schweizer hat es nach Rügen verschlagen... Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, ob es überhaupt Störche in der Schweiz gibt - muß wohl mal Nachhilfeunterricht nehmen...;-).
"Es wurde 2010 ebenfalls in Ostvorpommern nestjung beringt, ist also noch nicht einmal 3 Jahre alt. Ob es da mit einer Brut schon klappen wird...?"
- ich habe bisher immer gelesen, daß nur die geschlechtsreifen Störche zurückkehren - ist das nicht identisch mit "Brütenkönnen"? Oder kommen welche einfach nur 1 Jahr zu früh zurück?
"Es wurde 2010 ebenfalls in Ostvorpommern nestjung beringt, ist also noch nicht einmal 3 Jahre alt. Ob es da mit einer Brut schon klappen wird...?"
- ich habe bisher immer gelesen, daß nur die geschlechtsreifen Störche zurückkehren - ist das nicht identisch mit "Brütenkönnen"? Oder kommen welche einfach nur 1 Jahr zu früh zurück?
Freundlichst
Schleiereule51
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Ja, das mit den Zugwegverkürzungen bei den Westziehern ist sicher ein Grund dafür, dass es häufiger schon zweijährige Brutvögel bei den Westziehern gibt. Bei den Ostziehern ist das vergleichsweise selten, weil die eben meist schon in Südosteuropa den Heimzug abbrechen. Allerdings scheinen in den letzten Jahren zunehmend jüngere Störche bereits wieder bis zu uns zu kommen. Naja, auch die Ostzieher haben eben die Müllkippen für sich entdeckt. Wohl auch deshalb verkürzt sich wohl auch bei einigen Ostziehern der Zugweg in´s Winterquartier...Doris hat geschrieben:Hier bei uns, bei den Westziehern, gab es auch schon erfolgreiche Bruten von zweijährigen Störchen. Aber "unsere" Störche überwintern zum großen Teil ja "nur" in Spanien.
Vielleicht sind die jüngeren Störche einfach noch nicht fit genug für die lange Ostroute?
Im letzten Jahr hatte ich ja einen polnischen Storch auf Rügen abgelesen, der das erste Lebensjahr gerade erst vollendet hatte....
Übrigens hat sich am seit Jahren verwaisten Horst in Karow ein junges Paar eingestellt. Zwar hat das überhaupt keine Ambitionen für eine Brut, baut nicht einmal am Horst. Dafür hält es nun aber schon seit 2 Wochen am nest fest. Da keimt bei mir natürlich die Hoffnung auf, dass es vielleicht im nächsten Jahr was wird...[/img]
- Schleiereule51
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Nein, sie sind beide unberingt - leider. Zeitweise jedoch erschien ein dritter Storch zu Besuch. Der ist beringt, konnte aber noch nicht abgelesen werden. Vielleicht klappt es ja noch...Schleiereule51 hat geschrieben:Das wäre ja nicht schlecht, wenn diese Vorbesichtigung im nächsten Jahr Erfolge trüge! Sind sie denn beringt?
- Schleiereule51
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