wie Sie live haben sehen können, ist bei der Beringung am letzten Sonnabend alles gut verlaufen, und die Uhukinder sind auch wirklich gut genährt.
Der weibliche Jungvogel wog 1.625 Gramm. Auch das deutlich kleinere Männchen ist mit 1.200 Gramm eindeutig auf der sicheren Seite. Mit diesem Gewicht können die Kleinen problemlos auch einen Nahrungsengpass überstehen. Ein solcher ist jedoch bislang nicht mehr vorgekommen. Der Speiseplan umfasste mehrmals junge Kaninchen und auch Mäuse, Ratten, Eichelhäher und ein Waldkauz. Das große Küken konnte schon mehrfach ein junges Kaninchen am Stück verschlingen. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie selbstverständlich die Junguhus solch eine doch mühsam wirkende Prozedur vollziehen.
Ich wünsche allen Zusehern viel Vergnügen beim Beobachten der nun immer aktiver werdenden Junguhus. Jeden Tag werden sie ihren Aktionsradius erweitern, hüpfen, springen, laufen, mit den Flügeln schlagen und „Phantommäuse“ zu fangen versuchen. Genießen Sie jeden Moment, denn schon in vier Wochen werden die Kleinen groß sein und das Nest verlassen.
Für die Unterhaltung der Cam bitte ich Sie herzlich um finanzielle Unterstützung. Wir sind froh und erleichtert, Ihnen in diesem Jahr wieder eine Uhubrut im Livestream zeigen zu können. Die Zuschauerzahl erreichte während der Beringung ein neues Maximum von 1.663 Zusehern und auch im „Normalbetrieb“ ist die Zuschauerzahl deutlich höher als in den vergangenen Jahren. In Verbindung mit der viel höheren Bildqualität bringt uns diese Entwicklung jedoch finanziell in die Bredouille, denn der enorm große Datenstrom treibt die laufenden Kosten der Cam mächtig in die Höhe. Noch im Brutjahr 2017 betrugen die Gesamtkosten der Cam etwa 14.000 Euro, und wir konnten immerhin 10.000,- Unterstützung durch unseren Cam-Hauptsponsor, die Brigitte und Dr. Konstanze Wegener Stiftung, aufbringen. Mit den Webcam gebundenen Spenden der Zuschauer konnten wir den Rest annähernd abdecken. Im aktuellen Jahr wiederholt die Stiftung ihre Unterstützung dankenswerter Weise. Die Gesamtkosten jedoch werden beträchtlich steigen. Ich rechne mit einer Größenordnung von 19.000 Euro.
Daher bitte ich Sie: Bitte unterstützen Sie die Webcam durch eine – natürlich steuerlich absetzbare – Spende. Bitte geben Sie den Verwendungszweck „Webcam“ und Name sowie Adresse an, damit ich Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden kann.
Bei aller Begeisterung für die Live-Bilder darf nach meinem Empfinden unsere praktische Schutzarbeit für Uhu, Steinkauz und Schleiereule nicht unter einer finanziellen Belastung durch die Cam leiden!
Spendenkonto: Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.
Postbank Köln
IBAN DE66370100500041108501
BIC PBNKDEFF
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.
Nach Jahren der Unterbrechung ist hier sicherlich eine Fortsetzung für die 2021 Brutsaison angebracht >> 2020-12-23 16.17 Uhuweibchen beobachtet ihr Jagdrevier
heute Mittag legte Lotte nun doch noch ihr drittes Ei. Unserer Erfahrung nach ist die Nahrung in Lottes und Leos Revier begrenzt. So gesehen sprechen drei Eier für eine eher optimistische Familienplanung. Wie wir im vergangenen Jahr beobachten konnten, kann jedoch auch ein Ei zu Schaden kommen. Vielleicht hat Lotte instinktiv und vorsichtshalber ein Ei mehr gelegt. Auch wenn sie ein drittes Küken vielleicht nicht wird durchbringen können?
Lotte brütet zwar erst seit einer Woche, aber schon in dieser kurzen Zeit fehlte es nicht an Gefahren: Mehrfach tauchte ein fremdes Uhuweibchen am Brutfelsen auf. Lotte verließ daraufhin ihr Gelege, um ihr Hausrecht zu verteidigen. Nach einem Ruf-Duell kam Lotte mit etwas gesträubtem Gefieder und einer das Gelege beschützenden Körpersprache zurück in die Brutnische. Möglicherweise war auch ein zweites Männchen am Felsen.
Eine weitere Tragödie mit einem Totalverlust beider Uhuküken!
Hier ist ein sehr sachlicher Bericht von Stefan Brücher:
19. Mai 2021
Im Zusammenhang mit der Waschbärenattacke tauchen viele Fragen auf. Manche lassen sich beantworten, einige aufgrund fehlender Erkenntnisse nicht: Wie stark sind die Eifeluhus von Waschbären bedroht? Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es in der Eifel seit vielen Jahren eine große und stetig wachsende Waschbärenpopulation. Bereits 2017 bemerkten wir das Verschwinden von Junguhus an einigen Brutplätzen. Es schien, als hätte ein knappes Nahrungsangebot die Uhuweibchen dazu gezwungen, ihre noch recht jungen Küken alleine zu lassen, um die Versorgung zu sichern. Dies bot Fressfeinden die Gelegenheit. Nun haben wir eine solche Situation miterlebt.
Soweit wir die Gefahr von Waschbären für die Uhubruten bisher überblicken, unterscheidet sie sich etwas von der Gefahr durch Füchse. Das Temperament von Waschbären ist sicherlich dickfälliger, problematisch ist auch ihre Nahrungssuche in der Gruppe. Erst vergangene Woche berichtete mir ein Uhuschützer aus dem Bergischen Land von seinen Beobachtungen mittels Wärmebildfernglas: Drei Waschbären versuchten ans Uhunest zu kommen und nutzten dabei geschickt die Deckung von Sträuchern. Nur wo die Uhus freien Anflug hatten, konnten sie den Fressfeind abwehren. Trotz der Hartnäckigkeit der Waschbären gelang es den Uhus dieses Mal, ihre Jungen zu schützen. Zeit für die Jagd hatten die Uhus in dieser Nacht kaum, das Weibchen jagte nicht.
Die Uhupopulation ist sehr dicht. Die Eifel ist ein Dichtezentrum der Uhus in Deutschland. Über ihren Fortbestand mache ich mir keine ernsten Sorgen. Manche Brutplätze sind für Waschbären gut erreichbar andere weniger. In manchen Uhurevieren ist viel Nahrung verfügbar. Dann können die Weibchen länger auf ihre Jungen aufpassen. Immer wieder habe ich gesehen, wie gut Uhus vielen Herausforderungen gewachsen sind. Oft habe ich mir Sorgen gemacht und noch häufiger habe ich festgestellt, dass die Uhus mehr können und besser sind als wir ihnen zutrauen. Lotte wird in diesem Jahr nicht noch einmal Eier legen. Nachgelege machen Uhus nur, wenn ihr Erstgelege in den ersten Wochen der Bebrütung scheitert.
Lotte fraß an den Überresten der Jungvögel und schluckte dabei einen Fuß mit Ring. Da Uhus auch relativ große Schädel von Beutetieren komplett verschlucken und diese dann als Gewölle wieder ausspeien, mache ich mir darüber keine Sorgen. Brutplätze in Felsen vor Waschbären zu schützen, ist kaum möglich.
Uhus können Waschbären abwehren, vielleicht sogar töten. Aber die Uhus müssen den Angreifer rechtzeitig wahrnehmen. Meines Wissens wird man die Waschbären in Deutschland auch mit rigoroser Bekämpfung vermutlich nicht durchgreifend zurückdrängen können. Waschbären leben in sozialen Verbänden und unterliegen einer internen Geburtenkontrolle. Im Normalfall bekommen nur mehrjährige Weibchen Nachwuchs. Werden diese z.B. durch Fang oder Abschuss getötet, vermehren sich auch alle jüngeren und besetzen die Leerstellen.
Der Waschbär ist in Deutschland eine aus Nordamerika vom Menschen eingeschleppte Art, die im letzten Jahrhundert aus Gefangenschaftshaltungen entwischt sich in den heimischen Ökosystemen etabliert hat. Den Waschbären fällt eine große Zahl Individuen bei uns heimischer, auch bestandsbedrohten Arten zum Opfer. Dazu zählen nicht nur Vögel, sondern auch Amphibien, Reptilien und andere Artengruppen.
Manche Bereiche unserer Natur sind den Waschbären noch viel schutzloser ausgesetzt als wir es bei unseren Uhus beobachten können. Lutz Dalbeck von der Biologischen Station in der Nordeifel berichtete beispielsweise von wahren Massakern an flachen Teichen. Hunderte angebissene Amphibien lagen am Ufer. Nur die leckersten Teile waren herausgebissen, viele Tiere lebten noch ein bisschen. Sie hatten den Instinkt, sich bei Gefahr im Schlick zu verstecken, ein für die europäischen Fressfeinde wirksames Verhalten. Waschbären jedoch Tasten den Schlick durch und finden so jedes Leben. Wenn sie in der Gruppe Nahrung suchen, können sie ganze Teiche leeren.
Am Abend des 18. Mai kam der Waschbär erneut ins Uhunest und fraß an den Überresten der Uhus. Lotte und Leo waren offensichtlich wieder nicht in der Nähe und bemerkten den Fressfeind auch dieses Mal nicht. Später kamen sie mit Nahrung und fanden keine Abnehmer dafür. Es scheint so, als benötigen sie noch etwas Zeit, um die Situation zu realisieren. Was wir begreifen nennen, ist ihre Stärke nicht und dennoch sind sie auf ihre Weise unglaublich gut.
Keinesfalls möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Videoaufnahme vom Zugriff der Waschbären anzusehen. Vorenthalten möchte ich Ihnen dieses Dokument gleichwohl nicht. Es ist aber nichts für schwache Nerven. Hier geht es zum Video.
Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.